234
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Dieser Krieg hatte weitreichende Folgen. In den kleinen Staaten Oberitaliens, in Toskana und dem größten Teil des Kirchenstaates waren Volksauf st ände ausgebrochen und die Regierungen gestürzt worden. Jetzt schlossen sich die Landesteile an Sardinien an. Ferner landete der Freischarenführer Giuseppe Garibaldi an der Westecke Siziliens, eroberte diese Insel, setzte dann nach dem Festlande des Königreichs Neapel über und stürzte auch hier die bourbonische Regierung. So entstand ein Königreich Königreich Italien, dessen erster König Viktor Emanuel war; mit Ausnahme von Renetten, das noch österreichisch war, und von Rom, wo noch der Papst herrschte, waren die italienischen Landschaften — zum ersten Male wieder seit den Tagen der Völkerwanderung — zu einem Einheitsstaate vereinigt.
§ 237. Friedrich Wilhelms Iv. Ausgang. Der Grund, weshalb 1858. König Friedrich Wilhelm Iv. die Regierung im Jahre 1858 an seinen Bruder abgeben mußte, war ein schweres Gehirnleiden gewesen, das 1861. ihn im Jahre 1857 befallen hatte. Am 2. Januar 1861 starb der König zu Sanssouci.
Unter seiner Regierung hatte Preußen einige friedliche Erwerbungen gemacht. Die Fürsten von H o h e n z o l l e r n, die der schwäbischen Linie des Hauses angehörten, überließen ihr Land an Preußen, wogegen ihnen die Stellung preußischer Prinzen eingeräumt wurde. Einige Jahre später kaufte der preußische Staat von Oldenburg ein Stück Land am I a d e -b u s e u, um dort einen Kriegshafen anzulegen; hier ist später Wilhelmshaven entstanden.
3. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
1861 — 1888.
I. Die Gründung des neuen deutschen Reichs.
Wilhelms I. Anfänge.
§ 238. König Wilhelms I. bisheriges Leben. König Wilhelm I. war geboren am 22. März 1797. In seinem zehnten Lebensjahre erlebte er den Zusammenbruch Preußens; mit der Königin Luise, seiner Mutter, mußte er damals bis Memel fliehen. 1810 verlor er die geliebte Mutter durch den Tod.
Nach der Schlacht bei Leipzig durfte er sich der Armee der Verbündeten
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Der bänljise Krieg 1864.
237
tigen: ein Mann von unvergleichlichem politischem Genie, der mit unerschöpflicher Kunst immer neue Mittel und Wege zur Durchführung seiner großen Gedanken fand; ein Mann von ungeheurer Willenskraft, von unbedingter Furchtlosigkeit, freilich auch von gewaltiger Leidenschaft; ein Mann von umfassender Bildung, großen, nie versagenden Kenntnissen, packender Beredsamkeit; ein Mann endlich von großer Tiefe des Gemüts und starkem Familiensinn; der größte Staatsmann des Jahrhunderts und einer der größten deutschen Männer überhaupt.
Erst verspottet, dann befehdet,
Vielgeschmäht in allen Landen,
Hat er dennoch hohen Mutes Aufrecht stets und fest gestanden.
Dann gehaßt und dann gefürchtet,
Dann verehrt, geliebt, bewundert,
Also steht er, eine Säule,
Überragend das Jahrhundert.
Von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses wurde der neue Minister mit Abneigung, ja mit Haß empfangen. Versuche zur Verständigung hatten teilten Erfolg; vielmehr wurde das ganze Budget, d.h. der Entwurf des Staatshaushaltes, den die Regierung vorlegte, verworfen. Da erklärte Bismarck, daß, da die Staatsmaschine nicht stillstehen dürse, die Regierung ohne Budget regieren müsse; dies Verfahren wurde von den Gegnern als verfassungswidrig bezeichnet. So wurde der Kampf immer erbitterter; erst als sich in zwei ruhmreichen Kriegen die Berechtigung der Heeresreform erwiesen hatte, kam die Stunde der Versöhnung.
Der dänische Krieg. 1864.
§ 240. Vorgeschichte des Krieges. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein hatten unter der wiederhergestellten dänischen Herrschaft viel zu leiden gehabt. Endlich tasteten die Dänen auch von neuem die staatsrechtliche Selbständigkeit Schleswigs an; 1863 unterzeichnete der neue König Christian Ix., von seinem Ministerium gedrängt, eine Verfassung, durch ütri®£ng welche die Einverleibung Schleswigs angeordnet wurde. Schleswig« Uber diesen Rechtsbruch entstand in Schleswig-Holstein ungeheure Dänemark. Empörung. Der Erbprinz Friedrich von Augustenburg erhob, -trotzdem sein Vater, der Herzog von Augustenburg, 1852 gegen eine Geldsumme auf das Erbfolgerecht verzichtet hatte, Erbansprüche auf die Herzogtümer und fand nicht nur dort, sondern in ganz Deutschland jubelnde Zustimmung. Der Bundestag ließ zunächst Holstein, das zum deutschen Bunde
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Der deutsch»französische Krieg 1870—1871.
245
ein Umschwung in der Stimmung des preußischen Volkes. Den Verfassungs- §&£§. streit wünschte es, wie die Wahlen bewiesen, in seiner Mehrheit nicht erneuert zu sehen; und da auch die Regierung sich maßvoll und entgegenkommend erwies, so wurde der Konflikt beigelegt. Der König hatte wieder Frieden mit seinem Volke.
§ 247. Der norddeutsche Bund. Demnorddeutschenbunde noi£rtw gehörten folgende Staaten an: die Königreiche Preußen und Sachsen, ®und' die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar, die Herzogtümer Braunschweig, Anhalt, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudol-stadt, Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe, Reuß jüngere und ältere Linie, die freien Städte Hamburg, Lübeck und Bremen, dazu die Provinz Oberhessen.
Der neue Bund unterschied sich durch zwei Dinge wesentlich von dem,Asu!s. alten deutschen Bunde: einmal dadurch, daß er eine geschlossene Einheit bildete, ein B u n d e s st a a t und kein Staatenbund war; zweitens dadurch, daß der Vertretung der verbündeten Regierungen, dem Bundesrat, eine Volksvertretung, ein R e i ch s t a g, zur Seite trat. Die innere Einheit des Bundes beruhte darauf, daß ihm nur eine Großmacht angehörte, und daß dieser ein maßgebender Einfluß eingeräumt war. Der König von Preußen vertrat den Bund nach außen, hatte das Recht, Krieg und Frieden abzuschließen und führte den Oberbefehl über das Bundesheer, das nach preußischem Muster und nach dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht organisiert wurde, und über die neue Bundesmarine, welche die schwarz - weiß - rote Flagge führte. Er ernannte auch den Bundeskanzler, der an die Spitze der Bundesverwaltung trat; Bundeskanzler wurde Gras Bismarck. Der Reichstag wurde auf Grundlage des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts gewählt.
Der Zollverein wurde wieder erneuert. Er umfaßte außer dem Stettin, norddeutschen Bunde die süddeutschen Staaten und Luxemburg.
Der deutsch-französische Krieg. 1870—1871.
§ 248. Vorgeschichte des Krieges. Seit Preußen Österreich niedergeworfen und den norddeutschen Bund gegründet hatte, war Napoleon Iii. auf das ängstlichste darauf bedacht, für Frankreich irgendwo eine Gebietserweiterung zu erlangen. Er mußte eine Erschütterung seines Thrones und eine Gefährdung seiner Dynastie fürchten, wenn es ihm nicht
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300
Geschichtliche Tabellen.
1859
1861—1888
1858
1861
1862
1864
18. April 28 /29. Juni
1865
1866
3. Sun
1866—1870
1870—1871
19. Süll
Der ftanzösisch-österreichisch-italienische Krieg. Magenta. Solferino.
Entstehung des Königreichs Italien.
Z. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
I. Die Gründung des neuen deutschen Reichs.
Beginn der Regentschaft des Prinzen von Preußen. Thronbesteigung Wilhelms I.
Die Heeresreform. Albrecht von Roon.
Der Verfassungskonflikt.
Berufung Bismarcks zum Ministerpräsidenten. Der dänische Krieg.
Erstürmung der Düppeler Schanzen.
Erstürmung von Alsen.
Friede von Wien; Abtretung der Elbherzogtümer an Preußen und Österreich.
Konvention von Gastein. Teilung der Verwaltung der Herzogtümer, Anfall Lauenburgs an Preußen.
Der deutsche Krieg. Preußens Bündnis mit Italien.
Nlederlagen der Italiener bei Custoza (Erzherzog Albrecht) und Lissa.
Schlacht bei Langensalza. Kapitulation der Hannoveraner.
Siegreiche Gefechte der e r st e n und der E l b a r m e e bei Podol, Münchengrätz und Gitschin.
Niederlage und Sieg der zweiten Armee bei Trautenau; Steinmetz' Siege bei Nachod, Skalitz und Schweinschädel.
Sieg der preußischen Armeen bei K ö n i g g r ä tz über Benedek.
Siege der Main arm e e.
Der norddeutsche Bund.
Schutz- und Trutzbündnisse Preußens mit den süddeutschen Staaten.
Versuch Napoleons, Luxemburg zu erwerben.
Der deutsch-französische Krieg.
Die französische Kriegserklärung.
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Extrahierte Ortsnamen: Magenta Italien Bismarcks Wien Gastein Italien Langensalza Main Luxemburg
550
116. Die ersten Siege.
116. Die ersten Siege.
Von Georg Bleysteiner?)
Während in den Zeiten der Uneinigkeit Deutschlands die französischen Armeen meist mit unfehlbarer Sicherheit den Vorstoß gegen die deutschen Grenzen richten und das alte Ziel ihrer Eroberungsgelüste, die Pfalz, mit Truppen überziehen konnten, war es diesmal der deutschen Iii. (Süd-) Armee gelungen ihrerseits die Unternehmungen im Feindesland zu beginnen. Weißen-burg, der Preis des ersten deutschen Sieges in diesem Kriege, war eine alte deutsche Stadt, die im Jahre 1247 zu einer der zehn freien Reichsstädte des Elsasses erhoben, aber vom französischen König Ludwig Xiv. im Jahre 1673 erobert wurde. Im Jahre 1744 und 1793 wurde sie von den Deutschen zwar zurückerobert, beibemale aber später von Frankreich wieder geraubt. Dieses legte stets den größten Wert auf den Besitz der „Weißenburger Linien", so daß, als der General Beauharnais, der Großvater Napoleons Iii. (mütterlicherseits), sie 1793 gegen das beutsche Heer unter General Wnrmser und dem Prinzen von Walbeck verlor, Beauharnais auf Befehl des französischen Konvents aufs Schaffst geschleppt und hingerichtet würde. Nur infolge der Uneinigkeit der deutschen Verbünbeten war die französische Armee bamals entkommen. Gottlob, basj jetzt bte Deutschen einig waren und unter einem Oberbefehlshaber gegen den Enkel jenes Beanharnais kämpften!
Der 4. August war der erste der glänzenben Siegestage, welche die beutsche Armee, nach Ergreifen der Offensive unaufhaltsam auf französischem Boben vorrückenb, auf ihre Fahnen schrieb. Da an dem Erfolge biefes Tages Preußen, norbbeutsche Buubestruppen und Bayern in gleich ruhmvoller Weise beteiligt waren, so empfing am 4. August zugleich bte neue Waffenltrüberfchaft der deutschen Stämme ihre erste Feuerprobe und Bluttaufe. Die amtliche Melbung des bayerischen Knegsininifterinins lautete: „Preußen und Bayern im Vormarsch, haben am 4. August bte Lauter überschritten und Weißenbnrg und den bah in ter liegenden Geisberg erstürmt."
Die Siegesbotschaft verbreitete sich noch am nämlichen Tage wie ein Lauffeuer durch ganz Dentfchlanb und würde überall mit enbloser Frenbe aufgenommen. Schon abenbs 11 Uhr lief an das Kriegsministerium in München folgenbe Depesche vom äußersten Norbosten Preußens ein: „Marienburg. Die treuen deutschen Brüber an der Ostsee ein bonnembes Hoch den tapferen bayerischen Waffeubrübern!" In allen Rebaktionsränmen würden massenhaft Extrablätter verlangt, welche die Nachricht augenblicklich über alle Teile des Laubes und besonbers auch an bte noch burchztehenben Truppen gelangen ließen. Waren boch aller Augen und Herzen nach dem deutschen Rheine gerichtet, erwartete man boch mit fielternber Spannung die ersten Nachrichten
!) „Aus großer Zeit", S. 108 ff. Augsburg 1897, M. Rieger.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Elsasses Frankreich Napoleons Bayern Weißenbnrg München Ostsee Rheine Augsburg
, 74 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
enthllte er diese franzsischen Ansprche den sddeutschen Regierungen; und diese, welche vorher um Napoleons Beistand gebeten hatten, jetzt aber erkannten, roo ihr wahrer Freund zu suchen sei, schlssen mit Preußen Schutzbund ^heime Schutz - und Trutzbndnisse ab, wonach im Kriegsfall "todeuifven" ^re Truppen unter den Oberbesehl des Knigs von Preußen treten sollten. Staaten. <g0 umschlo bereits jetzt ein enges Band die Nord- und sddeutschen Staaten. Im nchsten Jahre wurden die Bndnisse auch verffentlicht.
59. Die Annexionen und der norddeutsche Bund. Hrter als die sddeutschen Staaten wurden die Gegner Preuens in Norddeutschland be-handelt. Sachsen wurde zwar aus Rcksicht auf sterreich, das sr diesen treuen Waffengefhrten mit aller Entschiedenheit eintrat, in seinem bisherigen Besitzstande belassen. Dagegen wurden nicht nur die Elb-Annexionen.herzogtmer, sondern auch Hannover, Kurhessen, Nas-sau und die Stadt Frankfurt dem preuischen Staat einverleibt. Dieser wuchs um ein Viertel seines bisherigen Bestandes; drei neue Provinzen traten zu den bisherigen hinzu, und die beiden Teile, in die Preußen bisher zerfallen war, schlssen sich nun zu einer Einheit zusammen.
Gro waren die Ersolge dieses Krieges; die Heeresresorm König Konflikt Wilhelms hatte sich auf das glnzendste bewhrt. Die Folge davon war ein Umschwung in der Stimmung des preuischen Volkes. Den Ver-fassungsstreit wnschte es, wie die Wahlen bewiesen, in seiner Mehrheit nicht erneuert zu sehen; und da auch die Regierung sich mavoll und ent-gegenkommend erwies, so wurde der Konflikt beigelegt. Der König hatte wieder Frieden mit seinem Volke.
Dem norddeutschen Bunde aber traten folgende Staaten norddeutsche ^: die Knigreiche Preußen und Sachsen, die Groherzogtmer Bund. Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Ol-denburg, Sachsen-Weimar, die Herzogtmer Braun-schweig, Anhalt, S a ch s e n - C o b u r g - G o t h a, Sachsen-Altenburg, Sachsen - Meiningen, die Frstentmer Schwarzburg-Sondershausen,Schwarzburg-Rudol-stadt, Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe, Reu jngere und ltere Linie, die freien Städte Hamburg, Lbeck und Bremen, dazu die Provinz Oberhessen.
Verfassung Der neue Bund unterschied sich durch zwei Dinge wesentlich von dem alten deutschen Bunde: einmal dadurch, da er eine geschlossene Einheit bildete, ein Bundesstaat und kein Staatenbund war; zweitens da-durch, da der Vertretung der verbndeten Regierungen, dem Bundes-
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Die Grndung des neuen deutschen Reichs.
121
1850
1851
1852
1859
1861-1888
1858 1861
1862 1864
18. April 28 /29. Juni
1865
1866
3. Juli
Republikanische Aufstnde in Dresden, der Pfalz und Baden, durch Preußen niedergeworfen.
Friedrich Wilhelms Iv. Unionsplne.
Vertrag von O l m tz. Demtigung Preuens. Wieder-Berufung des Bundestages.
Staatsstreich Louis Napoleons.
Erhebung Napoleons Iii. zum Kaiser der Franzosen.
Der Krimkrieg. Sewastopol.
Der franzsisch-sterreichisch-italienische Krieg. Magenta. Solferino.
Entstehung des Knigreichs Italien..
Z. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
I. Die Grndung des neuen deutschen Reichs.
Beginn der Regentschaft des Prinzen von Preußen.
Thronbesteigung Wilhelms I.
Die Heeresreform. Albrecht von Roon.
Der Verfassungskonflikt.
Berufung Bismarcks zum Ministerprsidenten.
Der dnische Krieg.
Erstrmung der Dppeler Schanzen.
Erstrmung von Alfen.
Friede von Wien; Abtretung der Elbherzogtmer an Preußen und sterreich.
Konvention von Gastein. Teilung der Verwaltung der Herzogtmer, Anfall Lauenburgs an Preußen.
Der deutsche Krieg. Preuens Bndnis mit Italien.
Niederlagen der Italiener bei Eustoza (Erzherzog Albrecht) und Lissa.
Schlacht bei Langensalza. Kapitulation der Han-noveraner.
Siegreiche Gesechte der ersten und der E l b a r m e e bei Podol, Mnchengrtz und Gitschin.
Niederlage und Sieg der zweiten Armee bei Trautenau; Steinmetz' Siege bei Nachod, Skalitz und Schweinschdel.
Sieg der preuischen Armeen bei Kniggrtz der Benedek.
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Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Dieser Krieg hatte weitreichende Folgen. In den kleinen Staaten Oberitaliens, in Toskana und dem grten Teil des Kirchenstaates waren Volksauf st nde ausgebrochen und die Regierungen gestrzt worden. Jetzt schlssen sich die Landesteile an Sardinien an. Ferner landete der Freischarenfhrer Giuseppe Garibaldi an der Westecke Siziliens, eroberte diese Insel, setzte dann nach dem Festlande des Knigreichs Neapel der und strzte auch hier die bourbouische Regierung. So entstand ein statten?Knigreich Italien, dessen erster König Viktor Emanuel war; mit Ausnahme von V e n e t i e n, das noch sterreichisch war, und von Rom, wo noch der Papst herrschte, waren die italienischen Landschaften zum ersten Male wieder seit den Tagen der Vlkerwanderung zu einem Einheitsstaate vereinigt.
237. Friedrich Wilhelms Iv. Ausgang. Der Grund, weshalb 1858.König Friedrich Wilhelm Iv. die Regierung im Jahre 1858 an seinen Bruder abgeben mute, war ein schweres Gehirnleiden gewesen, das 1861. ihn im Jahre 1857 befallen hatte. Am 2. Januar 1861 starb der König zu Sanssouci.
Unter feiner Regierung hatte Preußen einige friedliche Erwerbungen gemacht. Die Fürsten von H o h e n z o l l e r n, die der schwbischen Linie des Haufes angehrten, berlieen ihr Land an Preußen, wogegen ihnen die Stellung preuischer Prinzen eingerumt wurde. Einige Jahre spter kaufte der preuische Staat von Oldenburg ein Stck Land am Jad e -Busen, um dort, einen Kriegshafen anzulegen; hier ist spter Wilhelms-Hven entstanden. V
3. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
1861 1888.
I. Die Grndung des neuen deutschen Reichs.
Wilhelms I. Anfnge.
238. König Wilhelms I. bisheriges Leben. König Wilhelm I. war geboren am 22. Mrz 1797. In fernem zehnten Lebensjahre erlebte er den Zusammenbruch Preuens; mit der Knigin Luise, seiner Mutter, mute er damals bis Memel fliehen. 1810 verlor er die geliebte Mutter durch den Tod.
Nach der Schlacht bei Leipzig durfte er sich der Armee der Verbndeten
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Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
246 Der Friede. Am 23. August wurde der endgltige Friede Friede zu zu Prag unterzeichnet. Bismarck hatte es bereits auf dem Schlachtfelde von Kniggrtz ausgesprochen, da es nunmehr gelte, die alte Freundschaft mit Osterreich wiederherzustellen. So wurden ihm denn sehr milde Friedens-bedingungen auferlegt. Zwar mute Osterreich die Auflsung des deutschen Bundes und die Grndung eines neuen norddeutschen Bundes, an dessen Spitze Preußen trat, anerkennen; auch gab es seine Zustimmung dazu, da sich Preußen durch Annexion von Schleswig-Holstein und anderen Gebieten stark vergrerte. Aber von Venetien abgesehen, das an Italien fiel, wurde ihm keine Landabtretung zugemutet, und an Kriegs-kosten hatte es nur 20 Millionen Taler zu bezahlen.
Hrter wurden die Gegner Preuens in Norddeutschland behandelt. Sachsen wurde zwar aus Rcksicht auf Osterreich, das fr diesen treuen Waffengeshrten mit aller Entschiedenheit eintrat, in seinem bisherigen Annexionen. Besitzstande belassen. Dagegen wurden nicht nur die Elbherzogtmer, sondern auch Hannover, Kurhessen, Nassau und die Stadt Frankfurt dem preuischen Staat einverleibt. Dieser vergrerte sich um ein Viertel seines Bestandes; drei neue Provinzen traten zu den bisherigen hinzu, und die beiden Hlften, in die Preußen bisher zerfallen war, wuchsen nun zu einer Einheit zusammen./^
Den sddeutschen Staaten gegenber beobachteten König Wilhelm und Bismarck Migung. Nur geringe Gebietsabtretungen und Kriegsentschdigungen wurden gefordert. Da Preußen aber mit ihnen ein noch nheres Verhltnis einging, wurde durch die Ansprche Napoleons Iii. bewirkt. In Frankreich war die berraschung der die schnellen Siege der Preußen sehr groß gewesen; die Franzosen empfanden die Schlacht von Kniggrtz fast wie eine eigene Niederlage und forderten, wenn Preußen sich vergrerte, auch fr sich einen Gebietszuwachs. Als aber jetzt Napoleon Franzsischefcurch seinen Gesandten Benedetti Entschdigungsansprche erhob schadigungs- und auf die Rheinpfalz und Rheinhessen hinwies, wies ihn Bismarck rund-f 0 weg ab. Zugleich enthllte er diese franzsischen Ansprche den sddeutschen Regierungen; und diese, welche jetzt erkannten, wo ihr wahrer Freund zu Schutz- und suchen sei, schloffen mit Preußen geheime Schutz - und Trutzbnd-Nisse mit den u i s s e ab, wonach im Kriegsfall ihre Truppen unter den Oberbefehl des Staaten. Knigs von Preußen treten sollten. So umschlo bereits jetzt ein enges Band die nord- und sddeutschen Staaten. Im nchsten Jahre wurden die Bndnisse auch verffentlicht.
Gro waren die Erfolge dieses Krieges; die Heeresreform König Wilhelms hatte sich auf das glnzendste bewhrt. Die Folge davon war
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t;uuvvvv^45'
Der deutsch - franzsische Krieg 18701871.
Ende des
ein Umschwung in der Stimmung des preuischen Volkes. Den Verfassungs- Konflikts, streit wnschte es, wie die Wahlen bewiesen, in seiner Mehrheit nicht erneuert zu sehen; und da auch die Regierung sich mavoll und entgegen^^ kommend erwies, so wurde der Konflikt beigelegt. Der König hatte wieder Frieden mit seinem Volke.
X 247. Der norddeutsche Bund. Dem uorddeutscheubunde noit|d)e gehrten folgende Staaten an: die Knigreiche Preußen und Sachsen, Bund, die Groherzogtmer Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar, die Herzogtmer Braunschweig, Anhalt, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, die Frstentmer Schwarzburg- Sondersh aus en, Schwarzburg-Rudol-stadt, Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe, Reu jngere und ltere Linie, die freien Städte Hamburg, Lbeck und Bremen, dazu die Provinz O b e r h e s s e n.
Der neue Bund unterschied sich durch zwei Dinge wesentlich von dem,A^ alten deutschen Bunde: einmal dadurch, da er eine geschlossene Einheit bildete, ein B u n d e s st a a t und kein Staatenbund war; zweitens dadurch,
da der Vertretung der verbndeten Regierungen, dem Bundesrat,
eine Volksvertretung, ein R e i ch s t a g, zur Seite trat. Die innere Einheit des Bundes beruhte darauf, da ihm nur eine Gromacht angehrte, und da dieser ein magebender Einflu eingerumt war. Der König von Preußen vertrat den Bund nach auen, hatte das Recht, Krieg und Frieden abzuschlieen und fhrte den Oberbefehl der das Bundesheer, das nach preuischem Muster und nach dem Grundsatz der allgemeinen Wehr-pflicht organisiert wurde, und der die neue Bundesmarine, welche die schwarz - wei - rote Flagge fhrte. Er ernannte auch den Bundes-kanzler, der an die Spitze der Bundesverwaltung trat; Bundeskanzler wurde Graf Bismarck. Der Reichstag wurde auf Grundlage des all-gemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts gewhlt.
Der Zollverein wurde wieder erneuert. Er umfate auer dem Zollverein, norddeutschen Bunde die sddeutschen Staaten und Luxemburg. ^
Der deutsch-franzsische Krieg. 18701871. Ax/Unvux
248. Vorgeschichte des Krieges. Seit Preußen Osterreich nieder-geworfen und den norddeutschen Bund gegrndet hatte, war Napo-l e 0 n Iii. auf das ngstlichste darauf bedacht, fr Frankreich irgendwo eine Gebietserweiterung zu erlangen. Er mute eine Erschtterung seines Thrones und eine Gefhrdung seiner Dynastie frchten, wenn es ihm nicht
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